Donnerstag, 28. Januar 2016

Die Luft schmeckte nach Gebeten und Wünschen

©Horst-Dieter Radke


Leseprobe aus: Witwenlust auf Spiekeroog

"Wernicke und die anderen waren schon in der Kirche", sagte Jörgensen.
"Die haben in der alten Inselkirche am Norderloog gesucht. Aber nicht in der An d' nee Kark."
Die Tür stand offen. Die beiden Polizisten betraten das Kirchengebäude. Kühle und stille Luft empfing sie und schmeckte nach Feuchtigkeit. Nach Gebeten. Nach Wünschen. Unter der Kanzel wischte eine Frau den Fußboden. Erstaunt blickte sie hoch.
"Frau Jungedorn, haben Sie etwas gefunden? Anderherum gefragt ..."
"Wie? Was? Gott bestimmt nicht." Sie lachte. Es klang spöttisch.
"Hören Sie mir bitte zu. Haben Sie ein Baby gefunden? Es müsste in einem dunkelblauen Kinderwagen liegen."
"Oder eingehüllt in einer Decke", sprach Nathan dazwischen.
"Ein Baby?  Wie das? Dann hätte ich mich jetzt doch ums Kind gekümmert. Und wieso soll ausgerechnet in unserer Kirche ein Kinderwagen samt Inhalt abgestellt worden sein?"


© Monika Detering, Witwenlust auf Spiekeroog, erschienen im Leda-Verlag, Leer, ISBN: 978-3-86412-002-2

Sonntag, 24. Januar 2016

Nathan Töwer und die 'Witwenlust'

Von Horst Berger am 29. April 2013
Format: Broschiert Verifizierter Kauf
Drei Frauen kommen auf die Insel Spiekeroog. Nicht unbedingt nur zur Erholung. Sie werden hier auftreten, um die Feriengäste zu unterhalten. Die Gruppe nennt sich Witwenlust. Und wie der Name schon sagt, sind sie in einem Alter, in dem man die alles verzeihende Liebe längst hinter sich gelassen hat. Ja, eine von ihnen ist vor dieser vereinnahmenden Liebe sogar auf der Flucht. Dass sich diese Liebe, die manchmal in Macht- und Besitzstreben ausartet, nicht leicht abschütteln lässt, ahnt diese Frau noch nicht.

Nathan Töwer, der gewagt bügelnde Kommissar aus „Langeooger Liebestöter“ ist hierher versetzt worden. Nach seinem schweren Unfall ist er, wie man sagt, ein Schatten seiner selbst. Sein zusammengeflicktes Bein bereitet ihm Schmerzen, und sein Kopfweh kann er nur mit Tabletten unterdrücken. Trotzdem hat er seine Tochter Nele, grade mal ein Baby, das im Kinderwagen liegt, mit auf die Insel genommen. Seine Freundin Sonja ist krank; sie muss im Bett bleiben. Und da auf so einer beschaulichen Ferieninsel kaum Arbeit für Polizisten anfällt, so jedenfalls denkt Töwer, kann er sich gut um seinen Nachwuchs kümmern.

Leider unterlaufen Nathan Töwer -vielleicht eine Folge seines Unfalls – immer häufiger Denkfehler, wie dieser oben geschilderte. Seine Tochter ist plötzlich samt Kinderwagen verschwunden. Kindesentführung auf einer Ferieninsel? Wann gab es denn so etwas? Aber das Baby ist trotz intensivster Suche nicht aufzufinden.

Dass hinter der Entführung beinahe eine ganze Lebensgeschichte steckt, und ein Mensch, der selbst bei übelster Rache keine Hemmungen kennt, erfährt der Leser so nach und nach.

Als das Betrugsspiel mit Eigentumswohnungen für naive Menschen, die etwas zu viel Geld haben, zuerst Nebenschauplatz ist und dann, als eine Dame namens Nola auftaucht, in den Mittelpunkt rückt, scheinen sich die Zusammenhänge langsam aufzuklären.

Aber wer ist Nola? Das jedoch müssen Sie jetzt schon selber lesen.

Fazit: Ein nach Monika-Detering-Manier nicht ganz einfach gestrickter Krimi, der vom Schema „Leiche, Kommissar, Aufklärung“ abweicht und der sich als Lektüre vor Ort besonders gut eignen würde. Für junge Frauen, die noch dabei sind, das Thema Liebe voll auszukosten, ist er wahrscheinlich weniger zu empfehlen.

Die Häuser des Dorfes ...



 Aus: Witwenlust auf Spiekeroog:

Die Häuser des Dorfes lagen hinter ihnen. Lili und der Mann gingen zwischen Büschen und Heide den endlos langen Tranpad.
"Ich muss dringend meine Kolleginnen anrufen - die warten doch - ohne mich können sie nicht auftreten.Lass mich wenigstens telefonieren! Gib mir mein Handy zurück."
Er stieß einen Seufzer aus. Versteht sie denn überhaupt nichts? Die soll still sein, ganz still, sie kennt mich doch lange genug, warum das Gezeter? "Ich hätte nicht gedacht, dass du solch ein Theater machst. Weißt du, wenn ich die Zeit hätte, dich lange telefonieren zu lassen ... nun, und was würdest du erzählen? Wie deine Abwesenheit begründen? Ich finde, deine Zeit ist gekommen und außerdem bist auch du nicht unersetzlich." Er kramte in seiner Jackentasche und reichte ihr ein gebügeltes und sorgsam gefaltetes Stofftaschentuch. "Hier. mach den Rotz weg. Sieht nicht besonders aus. Verheulte Weiber törnen mich ab."


http://www.amazon.de/Witwenlust-auf-Spiekeroog-Monika-Detering/dp/3864120152